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Nikolaus von Myra
Wer war Nikolaus von Myra?
Nikolaus von Myra, vermutlich Bischof von Myra (im Lykien/Kleinasien) wurde
vermutlich in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts in Patara geboren, er
verstarb am 6. Dezember 345 (evtl. 351). In der katholischen und orthodoxen
Kirche (besonders in Russisch-Orthodoxen Kirche) wird er als Heiliger verehrt.
Er ist einer der 14 Nothelfer, sowie Schutzpatron zahlreicher Berufsgruppen.
Nikolaus ist u.a. Schutzpatron der Apotheker, Bäcker, Bauern, Bierbrauer,
Fuhrleute, Gefängniswärter, Getreidehändler, Handelsreisenden,
Juristen, Kaufleute, Kinder, Metzger, Ministranten, Pfandleiher,
Schnapsbrenner, Schneider, Seefahrer und Studenten. Um seine Person ranken sich
zahlreiche Legenden (die allerdings z.T. einem Bischof Nikolaus aus Pinara -
dieser verstarb vermutlich 564 - zugeschrieben werden müssen).
Der heilige Nikolaus
(Bischof von Myra in Lyzien)
Im vierten Jahrhundert
Quelle: Leben und Taten der Heiligen, 1840
Nikolaus ist Einer der in der ganzen Christenheit berühmtesten Heiligen
Gottes. Er wurde zu Patara in Lyzien, einer asiatischen Landschaft, von
ansehnlichen, reichen, dabei frommen Eltern nach lange unfruchtbar
geführtem Ehestande, als eine Erhörung ihrer Gebete geboren. Um so
mehr ereiferten sich dieselben, ihren Sohn gänzlich für den Dienst
Gottes zu erziehen, und Nikolaus gab in der Kindheit schon die Vorzeichen der
besonderen Auserwählung Gottes und seiner künftigen Heiligkeit, indem
er sich jeden Mittwoch und Freitag (die damaligen Fasttage) von aller Nahrung
enthielt. Mit den kommenden Jahren war er unermüdet im Lernen und im
Gebete, floh jede böse Gesellschaft, und hasste die Sünde; so wurde
er ein Muster der Andacht, der Mäßigkeit und Keuschheit, "er
folgte im sterblichen Leibe dem Wandel der Unsterblichen nach," sagt von
ihm die alte Legende. Bald übertraf er seine Altersgenossen nicht nur an
vorleuchtender Gottesfurcht, sondern auch an Wissenschaft. Der Bischof zu Myra
nahm ihn unter seine Geistlichkeit auf. Dieser soll sein naher Anverwandter
gewesen sein, und freudig im Herrn über die außerordentliche
Frömmigkeit des Dieners Gottes ausgerufen haben: "Es geht mit
Nikolaus der Kirche Gottes ein neues Licht auf. Heil jener Erde, die ihn einst
zum Hirten erhalten wird!" Indessen starben seine Eltern an der Pest, die
in Lyzien Viele hinwegraffte. Nikolaus übernahm die reiche Erbschaft, aber
nicht für sich, sondern zum Troste der Armen. Seine Hand, wie sein Herz,
war stets offen zum Helfen.
Da er erfuhr, dass ein Mann in seiner Vaterstadt Patara, von adeligem
Geschlechte, wegen Armut auf den unseligen Gedanken verfiel, die Unschuld
seiner Töchter preis zu geben, um durch sündhaften Gewinn sich und
die Seinigen vom Hungertode zu retten, begab er sich nächtlicher Weile in
aller Stille zu dem Hause der Notleidenden, und warf durch das offene Fenster
einen Säckel Goldes in die Schlafkammer des bekümmerten Vaters, womit
dieser seine älteste Tochter verheiratete. Hierauf begab sich Nikolaus zum
zweiten und dritten Male um Mitternacht zu dem Hause der armen Familie, und
warf jedes Mal so viel Goldes, wie das erste Mal, in die Schlafkammer des
Vaters, um auch die beiden andern Töchter noch zu retten. Als der Heilige
sein drittes Goldgeschenk in die Kammer geworfen, eilte der Vater, der die
dritte Nacht schlaflos in seinem Bette liegend geblieben war, dem fliehenden
Wohltäter nach, und warf sich ihm voll Dankbarkeit zu Füßen,
als er ihn ereilt hatte. Nikolaus hob ihn auf, und sagte, er hätte nur
nach seiner Schuldigkeit gehandelt, und schärfte dem getrösteten
Manne ein, Niemanden zu offenbaren, was er getan hätte.
Nicht lange danach bewog ihn die inbrünstige Liebe zu Jesus, nach
Jerusalem zu gehen, um anzubeten an den heil. Orten der Geburt, des Lebens,
Leidens und Sterbens, der Auferstehung und Himmelfahrt unsers Heilandes.
Hierauf begab er sich in ein Kloster, das heil. Sion genannt, um getrennt von
den Unruhen der Welt, in Betrachtung der ewigen Wahrheit ein stilles,
gottgeweihtes Leben zu führen.
Als er hier einmal in seinem verschwiegenen Kämmerlein auf den Knien lag,
und zum Himmel betete, da war es ihm, als hörte er eine Stimme, die zu
seinem Herzen sprach: "Nikolaus! hier ist nicht der Acker, auf welchem du
die Früchte bringen wirst, die ich von dir erwarte. Kehre um zu deinem
vorigen Leben, auf das mein Name durch dich geehrt werde!" Der Heilige
nahm diese innere Stimme zu Herzen, erkannte darin den göttlichen Willen,
verließ das Kloster, und reiste geradezu nach der Hauptstadt des Landes,
Myra genannt. Er war nicht lange dort, als sich die Bischöfe und Priester
der Landschaft Lyzien versammelten, um den erledigten bischöflichen Stuhl
zu Myra zu besetzen. Während dem Gebete um einen apostolischen Oberhirten
ward dem ältesten Bischofe von Gott eingegeben: man solle Den
erwählten, der des Morgens der erste zur Kirche kommen würde. Und
sieh! es war Nikolaus der Erste, und er ward wie im Triumphe auf den
bischöflichen Stuhl gesetzt und als Bischof zu Myra begrüßt;
seine Demut mochte sich einen unnützen Knecht nennen, und solches Amtes
sich unwürdig erklären, wie sie immer wollte und konnte. Da war er
ein wahrer Vater der Gläubigen und die Zuflucht aller Bedrängten.
Für sich selbst lebte er sehr streng; Mittwoch und Freitag hat er im
ganzen Leben nie etwas genossen, die übrigen Tage aß er nur einmal,
nur gemeine Speise, und zwar erst des Abends, schlief nur wenig und auf
bloßem Boden, betete oder betrachtete die meiste Zeit, war wachsam auf
alle Neigung des Herzens, und auf die ganze Herde, eifrig in Lehre und
Ermahnung, ernst und doch liebreich in Zurechtweisung, immer voll Hilfe, wo
sich Gelegenheit darbot, was gar oft geschah; dabei demütig, geduldig und
mit dem Gemüte stets in Gott versammelt. ein Beweis seines heil.
Amtseifers ist seine lange Verhaftung in einem Kerker zur Zeit der
diokletianischen Verfolgung; denn er verkündete Jesum christum, wie der
Weltapostel, sowohl in Freiheit als in Banden den Mitgefangenen, bei Ehre und
Schmach , bei gutem und bösem Rufe, und ward erst der Bande los und seiner
Herde wieder zurückgegeben, als Kaiser Konstantin der Große den
Alleinherrscher - Thron bestieg, und der lang gedrückten Kirche den
Frieden gab. Nikolaus erschien auch auf dem großen Konzilium zu Nizea, um
der Gottheit Jesu Christi gegen Arius und seinen Anhang Zeugnis zu geben. Seine
Amtsführung wurde durch seine mächtige Fürbitte, durch
Liebeswerke aller Art, durch viele Wunderwerke gesegnet und berühmt.
Kaiser Konstantin schickte drei Hauptleute mit Soldaten nach Phrygien ab, um
einen Aufruhr zu stillen. An einem Orte unweit Myra fingen die Soldaten an zu
plündern. Die Bewohner des Ortes griffen zu den Waffen, und es drohte ein
großes Blutbad. Dem Heiligen ward in aller Eile kund getan, was vorgehe.
Er eilte dorthin, und sein Anblick und das holde Wort besänftigte die
schlagfertigen Parteien. Die Hauptleute lud er zu sich und erwies ihnen
Gastfreundschaft. Diese sagten ihm: der Stadtvogt Eustachius habe, von Geld
bestochen, drei ansehnliche Bürger ohne alle Schuld zum Tode verurteilt.
Unverzüglich machte der gute Hirt sich auf, eilte der Richtstätte zu,
(man wollte eben das Todesurteil vollziehen) fiel dem Henker in die Arme,
verlangte die Ursache des Todes dieser Unschuldigen zu wissen und stellte die
Schlachtopfer der Rache wieder in Freiheit. Der Stadtvogt zitterte vor Angst
wegen Verklagung beim Kaiser, flehte den Heiligen, die Sache nicht vor den
Kaiser zu bringen, und versprach Besserung. Dieselben Hauptleute, Repozian,
Urus und Herpilio, wurden ihrer Gunst wegen beim Kaiser beneidet und darauf von
Ablavius dem Befehlshaber der Leibwache fälschlich angeklagt, als
hätten sie sich des Hochverrats schuldig gemacht. Der Kaiser gab der
Anklage Gehör, glaubte dem Scheine derselben und verurteilte die
Verleumdeten zum Tode. Da gedachten die Unglücklichen an den Bischof zu
Myra, an sein tätiges Mitleiden, an die Kraft seiner Fürbitten, die
er in ähnlichen Fällen bewiesen hatte, und beteten. Und siehe! in der
Nacht vor dem angesetzten Todestage erschien dem Kaiser im Traumgesichte ein
ehrwürdiger Greis im bischöflichen Gewande, der Nikolaus von Myra,
und verwies ihm das übereilte und ungerechte Todesurteil über die
Hauptleute. Der Kaiser setzte des Morgens die Verleumdeten in Freiheit, und
hieß sie dem Bischofe zu Myra das Leben verdanken. Noch viele andere
Wunder, von Brotvermehrung, von Rettung aus Wassergefahr und aus Feuernot
werden dem Heiligen zugeschrieben. Auch tote Kinder hat er wieder zum Leben
erweckt. Bekannt ist, dass der Heilige auf dem Wege nach dem gelobten Lande den
Schiffleuten beim schönsten Wetter ein fürchterliches Ungewitter, die
nahe Gefahr des Untergangs vorhergesagt, und, da menschlicher Weise wirklich
für die Schiffenden keine Hoffnung mehr war, den Sturm durch sein Gebet
gestillt hat.
Nachdem nun der Heilige viele Jahre dem Bistume vorgestanden, und vielen
Tausenden zum Heile und Segen geworden, viel er in eine leichte und kurze
Krankheit, und verschied den 6. Dezember um das Jahr 327, indem er betete:
"Herr! auf dich hat meine Seele gehofft, nimm sie auf in deine
Hände."
Sein Leib wurde in der Hauptkirche zu Myra begraben. In Folge der Zeit wurde er
nämlich im Jahre 1087 von Kaufmannsleuten nach Bari im Königreiche
Neapel überbracht und in die dortige Sankt Stephanskirche feierlich
beigesetzt. Aus demselben fließt, wie zu Myra, ein wundersames Öl
zur Heilung vieler Kranken, die das gläubige Gebet vor Gott der Heilung
würdig macht.
Nutzanwendung
Mit dem Kennzeichen seiner Heiligkeit wird der heil. Nikolaus vorgebildet. Er
erscheint als Bischof, mit dem Evangelium in der Hand, drei goldene Äpfel
auf demselben, wodurch sein Beruf, die Treue im Berufe, und die Frucht seiner
Berufstreue, in der dreifachen Rettung und Versorgung der Unschuld vorgestellt
wird. Darum, lieber Christ! siehst du: Was heilig ist, hat Wert vor Gott, und
hat ewigen Wert: "Den Heiligen folgen ihre Werke in den Himmel nach."
Offenbarung Johannes.
Rufen wir diesen Heiligen nicht nur an, dass wir durch seine Fürbitte
zeitliche, sondern auch, und zwar vorzüglich, dass wir geistliche Gnaden,
die Verzeihung unserer Sünden, die Besserung unserer Sitten, die
Beharrlichkeit im Guten und das ewige Leben erlangen. Was hälfe uns die
Befreiung von körperlichen Übeln, wenn unsere Seele krank wäre?
Was nützen uns vergängliche Güter, wenn wir die ewigen
verlören? Die Kirche bittet Gott in ihrem Gebete am Feste des heil.
Nikolaus, dass er uns durch die Verdienste und die Fürbitte desselben vor
den brennenden Flammen der Hölle bewahre. Um diese Gnade wollen wir zu
Gott stets eifrig beten, und uns Mühe geben, dass wir uns durch Buße
für unsere Sünden, und durch einen wahrhaft christlichen Wandel
dieser Gnade würdig machen. - Man verehrt den heil. Nikolaus als einen
Patron der Kinder, weil er von seinen ersten Jahren ein Muster der Unschuld und
der Tugend war. Man erzählt auch von ihm, er habe ein besonders
Vergnügen daran gehabt, die Jugend zur Frömmigkeit zu bilden. Ist uns
die Jugend anvertraut, so unterrichten wir dieselbe vorzüglich in der
Religion, geben wir ihr gute Beispiele, und beten wir viel für sie.
"Du musst nicht nur für dich, sondern auch für Andere leben;
denn für Andere leben heißt ja, auf die beste Weise für sich
leben."
"Fürchtet Gott, der da ist ein furchtbarer Richter!"
Heil. Nikolaus.
Sich schon von zarter Jugend auf an das Gute gewöhnen und es
lebenslänglich fortsetzen, das ist höchst lobenswürdig.
Streite tapfer, und Gott wird dich sehn!
Gebet: O Gott, der du den heil. Nikolaus durch unzählige Wunder
verherrlicht hast, verleih und durch seine Verdienste und Fürbitte, dass
wir vor dem Feuer der Hölle bewahrt werden; durch Jesum Christum, unsern
Herrn. Amen.
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